Angriff der "Eurosibirier" door Daniele SCALEA in CONTINENTE EURASIA 1-2006.
Die Vereinigten Staaten von Amerika besitzen viele verschiedene Instrumente um Europa unter ihrer Dominanz zu halten: die militärische Besatzung, die wirtschaftlichen Fesseln und die Kollaboration. Dieses letzte Mittel des Besatzers läßt sich in drei verschiedene Typen einteilen: die käufliche Kollaboration, die ideologische, und schließlich jene, die sich auf die menschliche Idiotie mancher Leute zurückführen läßt.
Die letzten Wochen haben in jenem politischen Panorama, das als "asystemisch" (oder angeblich "antisystemisch") bezeichnet werden kann, ein neues kurioses Thema auftauchen sehen, das sich selbst als "eurosibirisch" definiert. Da seine Anhänger Themen und Symbole verwenden, die uns wichtig sind - wie das Europäertum, die kontinentale Einheit, sogar "Eurasien" - habe ich mich entschlossen, mich damit zu beschäftigen; wenn für nichts anderes, so wird dieser Artikel zumindest nützlich sein, um deutlich und öffentlich die Distanz aufzuzeigen, die zwischen dem italienischen Eurasianismus, repräsentiert durch das Coordinamento Progetto Eurasia, und den sogenannten "Eurosibiriern" liegt. Der Name, den sie für sich selbst gewählt haben, ist schon aufschlußreich für jenen Unterschied: "Eurasien" und "Eurosibirien" sind keinesfalls austauschbare Begriffe, obwohl sie von vielen schon verwechselt wurden. Eurasien hat eine doppelte Bedeutung: eine geopolitische und eine geographische, oder, wenn man so will, eine regionale und eine globale, eine im strengen und eine im weiteren Sinne. Im strengen Sinne ist Eurasien jene Region, die von Osteuropa bis Sibirien reicht, sich dabei über den Kaukasus und Zentralasien erstreckend, und analog bedeutet dies, daß die russische Zivilisation, die diesem Gebiet entspricht, weder europäisch noch asiatisch ist, sondern auf ihre Weise einzigartig (diese Unterscheidung verdankt sich dem klassischen russischen Eurasianismus des vergangenen Jahrhunderts).
Im weiteren Sinne ist Eurasien die Kontinentalmasse, die vom atlantischen, dem pazifischen und dem indischen Ozean, sowie dem arktischen Eismeer begrenzt wird. Die Anerkennung dieser zweiten Bedeutung des Begriffs "Eurasien", und seine Einfügung in ein revolutionäres geschichtlich-politisches Paradigma - beide Vorgänge tragen die Bezeichnung des Neo-Eurasianismus - hat die Verbreitung dieser eurasischen Denkströmung über die Grenzen Rußlands hinaus ermöglicht.
Während der russische Eurasianismus die erste Interpretation Eurasiens zum Fundament hat, und die zweite sein bloßes Corollarium ist, so ist es ist ebenso deutlich, daß der europäische Eurasianismus das genaue Gegenteil macht: er akzeptiert die Besonderheit der eurasischen Region, aber in seinem Zentrum steht das Konzept des geopolitischen Paradigmas und der Ausdruck der kontinentalen Einheit. Diese kurze "doktrinale" Vergegenwärtigung erlaubt es, die Verschiedenheit des Konzepts von "Eurosibirien" gegenüber dem eurasischen Projekt festzustellen. Es scheint möglich zu sein, sich über das "Europa von Dublin bis Wladiwostock" anzunähern, mit dem Jean Thiriat in den achtziger Jahren geliebäugelt hat; aber, wie wir sehen werden, geben die Eurosibirier diesem eine ganz andere Akzentuierung.
Zuallererst können wir feststellen, daß Eurosibirien durch seinen Namen die asiatischen Teile des Kontinents ausschließt. Das ist durchaus nicht zufällig, denn die Eurosibirier verwerfen einen der grundlegenden Angelpunkte des Eurasianismus: die Wertschätzung der menschlichen kulturellen Vielfältigkeit bildet die unauflösliche Verbindung des antiimperialistischen und identitären Kampfes aller Völker der Welt. Die eurosibirische Bewegung führt zum xenophoben Rechtsextremismus zurück, ihre Exponenten bevorzugen einen rassischen gegenüber einem politischen Zugang: folglich beschränkt sich die Verteidigung der Identität, der moralischen und materiellen Integrität, der Freiheit und Autonomie auf die weißen Völker, während die der "farbigen" nicht nur mit bloßer Indifferenz, sondern sogar mit offener Feindseligkeit betrachtet werden. Eurosibirien (das, für jene die das noch nicht verstanden haben, der Europäischen Union plus der Russischen Föderation entspricht) ist daher ein Instrument in den Händen des weißen Menschen um sich gegen die "perfiden Drittweltler" zu verteidigen; der nordamerikanische Imperialismus ist in jener Perspektive nicht ein Feind, dem man sich gegenüberstellen muß, sondern ein strategischer Verbündeter, mit dem man einen modus vivendi finden muß.
Der größte Teil der Ideologie der Eurosibirier, sowie der Erfinder des Begriffs, ist der Franzose Guillaume Faye. Früher ein Exponent des GRECE, hat sich Faye schrittweise von der Nouvelle Droite entfernt, und heute zeigt sich zwischen seinem Denken und dem seines ehemaligen Mitstreiters Alain de Benoist ein Abgrund - um nicht mehr zu sagen. Während de Benoist heute einer der scharfsichtigsten Kritiker des Imperialismus und des nordamerikanischen Unipolarismus ist, hat Faye den entgegengesetzten Weg eingeschlagen. Seine Sicht der Welt ist ethnozentrisch und unterscheidet sich kaum von jener der neokonservativen (und neoprogressiven) Vordenker: auf der einen Seite ist der weiße und liberalkapitalistische Westen, und auf der anderen das wilde Gesindel der farbigen Völker.
Um die Terminologie von Faye zu verwenden, der "Norden" sieht sich der "südlichen Gefahr" gegenüber. Jener französische Denker ist ein bißchen Spengler, ein bißchen Evola, ein bißchen Fallaci, die schlechteren Elemente der drei Persönlichkeiten wieder erweckend und in sich vereinend. Wie Spengler spürt er den weißen Menschen von einer Art von "farbigen Weltrevolution" bedroht; wie Evola denunziert er die Dekadenz des Westens und nimmt er sich vor, die Werte der "Tradition" wiederzuerlangen; wie die Fallaci identifiziert er schließlich im Islam und in den Arabern den Feind, den es zu besiegen gilt. In seinem gesamten Lehrgebäude gibt es wahrscheinlich etwas einziges Richtiges: die Feststellung der schweren moralischen Degenerierung des Westens. Jedoch, von dieser soliden Basis aus, endet Faye mit einem Schiffbruch, findet als einzige Lösung einen Neologismus ("Archaeofuturismus", so auch der Titel eines seiner bekannteren Bücher) - redundant um den utopischen und irrealen Charakter zu verdecken - , und zu allem Überfluß in einem offensichtlichen begrifflichen Widerspruch, während er enthusiastisch den "unendlichen Krieg" des Kolonialismus unterstützt, gerade jenen Krieg, der dabei ist, jene Dekadenz, die er selbst zurückweist, über die gesamte Welt zu verbreiten!
Kurioserweise hat vor nicht einmal zwanzig Jahren Guillaume Faye die USA als den Feind Europas beschrieben, und eine Allianz mit dem muslimischen Radikalismus heraufbeschworen: heute hingegen träumt er von dem "globalen Kreuzzug", der den Islam auslöschen soll. Im Februar 2006 nimmt er in Herndon, Virginia, an der "American Renaissance Conference" teil, die außer dem sprechenden Namen auch ein signifikantes Thema hat: die Gefahr, der sich die "überlegene weiße Rasse" ausgesetzt sieht.
Faye ist nicht der einzige Eurosibirier, der eine solche -wie das heißt - "ideologische Wandelbarkeit" zeigt. Im vergangenen November war es Salvatore Francia, der Italien bei der Konferenz "Eurosibirien: die Erschaffung einer ethno-politischen Macht" (organisiert von der Vereinigung Tierra y Pueblo in Valencia) vertreten hat, der Herausgeber der Zeitschrift "Identità", der kein Geheimnis aus deinen antiarabischen und antimuslimischen Vorurteilen gemacht hat. Auf der anderen Seite jedoch ist es die selbe Person, die behaupten mochte, daß sie "niemals einen Waffenstillstand mit den Anglo-Amerikanern geschlossen hat": mag sein, aber London und Washington können einen Seufzer der Erleichterung machen, daß Francia sie heute als "strategische Verbündete" gegen den Islam gewählt hat...
Eine gewisse Inkohärenz zeigt sich deutlich in Robert Steuckers, ein weiterer, der die Nouvelle Droite verlassen hat und heute die Synergies Européennes leitet, eine Art von Brüsseler Lobby, die versucht das PPE (Politische Projekt Eurasien) zu beeinflussen. Ich erinnere mich, daß Steuckers, das war vor wenigen Jahren, einen meiner Artikel über den Eurasianismus an seine Korrespondenten (die er, sehr bescheiden, als "école des cadres" bezeichnet) weitergeleitet hat, ihn dabei als "hervorragende Synthese" präsentierend, die als "Ausgangspunkt" für alle "folgenden Diskussionen" dienen muß.
Heute wieder gelesen, wenn ich mich auch in jenem Artikel insgesamt nur mehr teilweise wiedererkenne, finde ich Aussagen, die ich nur aufs Neue unterstreichen kann: die Identifizierung der USA als ersten und einzigen Feind Europas und der ganzen Welt; die internationale Solidarität im antiimperialistischen Kampf; die Notwendigkeit, daß sich Europa von den Verbrechen des Kolonialismus löst, was sich in den heutigen Tagen in der Teilnahme am Befreiungskampf der Völker der Dritten Welt zeigt. Ich frage mich, wie dann Steuckers und seine Empfänger von jenem Dokument durch ihre Elaboration (die sich vorgenommen hatten) zu den Schlußfolgerungen gelangen konnten, die sich mit Eurosibirien verbinden!
Meine Absicht ist es nicht, die Mitglieder der eurosibirischen Fraktion persönlich anzugreifen, sie sind frei den politisch-intellektuellen Weg einzuschlagen, den sie bevorzugen. Ich möchte vor allem, den, trotz der gewissen Ähnlichkeit der Terminologie, enormen und unüberwindlichen Unterschied aufzeigen, der zwischen dem Eurasianismus und jenem neuen "Eurosibirianismus" besteht. Aber über dieses bisher aufgezeigte Faktum hinaus, glaube ich, daß das grundlegende Element, das die beiden Positionen unterscheidet, dieses ist: während die Eurasier den Nationalismus verworfen haben und vorschlagen auf einer höheren Ebene zu denken und zu handeln, haben sich die Eurosibirer einfach darauf beschränkt den Nationalismus auf die kontinentale Ebene zu übertragen und sind daher seinen hauptsächlichen Funktionsstörungen nicht entkommen, die da sind: die Xenophobie und der Ethnozentrismus. Die Ergebnisse sind für alle sichtbar.
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